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Lernen und Verhalten im Zusammenhang mit frühkindlichen Reflexen

Wie Lernen und Verhalten mit frühkindlichen Reflexen in Zusammenhang stehen

Immer wieder fallen Kinder auf, die allem äußeren Anschein nach “normal“ entwickelt sind, in bestimmten Aspekten, sei es Verhalten, Motorik oder Lernproblematik, aber eher unreif wirken. Eltern bemerken gewöhnlich als erstes diese Problematiken, ohne genau erklären zu können, was mit ihrem Kind anscheinend nicht stimmt.

Alles Lernen findet im Gehirn statt. Über den Körper werden Informationen aufgenommen und über das Wissen sich wieder ausgedrückt. Lernen, Sprechen und Verhalten sind auf bestimmte Weise mit den Funktionen des Bewegungssystems und der Bewegungskontrolle miteinander verbunden. So ist das Schreiben z.Bsp. von einer guten Auge-Hand-Koordination mit der Unterstützung des Haltungssystems abhängig. Dabei ist die Kontrolle über den eigenen Körper die Voraussetzung für eine gute Selbstkontrolle. Wenn ein Kind keine automatische Kontrolle über sein Gleichgewicht und seine Motorik hat, kann dies trotz durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Intelligenz des Kindes ungünstige Auswirkungen auf viele andere Lernaspekte haben. In der Schule können dann Lernschwierigkeiten auftreten, weil bei diesen Kinder fundamentale Basissysteme wie Aufmerksamkeit, Gleichgewicht und Koordination nicht vollständig entwickelt sind.

Die embryonale Entwicklung im Mutterleib ist ein wahres Wunder. Alles was sich entwickelt, vom ersten Tag nach der Empfängnis, baut aufeinander auf. Dabei ist jeder Schritt elementar für die nächste Funktion, für den nächsten Aufbau und für das gesamte Überleben. Dabei gibt das Leben alles mit, was der kleine Mensch braucht, um in neun Monaten von einer kleinen Zelle zu einem vollständigen Lebewesen mit allen Einzelheiten heran zu wachsen.

Hierzu gehört auch die  Entstehung der frühkindlichen Reflexe in der Schwangerschaft, die das Kind im Mutterleib in seine ersten Bewegungen bringt und so gleichzeitig die ersten Grundlagen für Gleichgewicht, den Aufbau von Muskelspannung und Körperwahrnehmung legt. In dieser durchaus sensiblen Zeit verlaufen Schwangerschaft und Geburt auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Freude, aber auch Sorge, Kummer, Erkrankungen oder äußerliche negative Einflüsse können diese Zeit begleiten, beeinflussen und evtl. die embryonale Entwicklung ins Ungleichgewicht bringen und somit die physiologische Abfolge stören. Für die Geburt werden die frühkindlichen Reflexe zur Unterstützung benötigt und sie stimuliert diese gleichzeitig. Einleitungen, PDA, Kaiserschnitt, Saugglocke oder ähnliches beeinflussen den natürlichen Verlauf unserer Bewegungsentwicklung, lassen sich aber durchaus nicht immer  vermeiden. Deshalb ist die genaue Anamnese von Schwangerschaft und Geburt in der Neuromotorischen Entwicklungsförderung so wichtig und hilfreich.

Wenn ein Kind geboren wird, verlässt es den schützenden Raum der Gebärmutter. Von nun an muss es beginnen, die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse zu suchen und zu finden. Um zu überleben ist es nun mit einer Vielzahl dieser frühkindlichen Reflexe ausgestattet. Der erste Atemzug, die sofortige Umstellung der Nahrungsaufnahme über die Nabelschnur zum Saugen an der Brust bis hin zu Reaktion auf Unbehagen oder Schmerz werden in den ersten Lebenswochen durch sie sicher gestellt. Sie verlaufen automatisch und koordinieren so das Zusammenspiel von Mutter und Kind in der ersten Phase des gemeinsamen Lebens. Außerdem sind sie der Grundstock für die Entwicklung aller weiteren Motorik. Jeder von ihnen wird gebraucht, in voller Stärke, für den Aufbau eines sicheren Fundamentes in der Entwicklung des Kindes.

Allerdings sollten diese frühkindlichen Reflexe, sobald sie ihre Aufgaben erfüllt haben, kontrolliert und gehemmt werden, um der Entwicklung höherer Zentren des Gehirns und somit auch weiterer Motorik nicht im Wege zu stehen. Bleiben diese frühkindlichen Reflexe jedoch nach dem sechsten bis zwölften Lebensmonat aktiv, kann die Entwicklung von nachfolgenden Halte- und Stellreflexen behindert werden, die wichtig für eine erfolgreiche Interaktion des Kindes mit seiner Umwelt sind. Je nachdem wie stark die Reflexaktivität von der normalen Entwicklung abweicht, kann dies Auswirkungen auf grob- oder feinmotorische Koordination, sensorische Wahrnehmung, Kognition und Ausdruckvermögen haben. Hierbei spricht man von neuromotorischer Unreife.

Durch die Anwendung stilisierter täglich ausgeführter Bewegungen ist es möglich, dem Gehirn eine „zweite Chance“ zu geben, um Entwicklung in der „richtigen Reihenfolge“ für ein stabiles Fundament stattfinden zu lassen. Dabei spielt jeder Reflex eine entscheidende Rolle, um spätere Funktionen vorzubereiten. Die INPP Neuromotorische Entwicklungsförderung bietet dem betroffenen Kind ein tägliches Programm mit Bewegungsübungen, die den natürlichen Bewegungsmustern im ersten Lebensjahr nachempfunden sind. Nach einer ausführlichen Überprüfung des Entwicklungsstandes Ihres Kindes bekommt es ein individuell abgestimmtes Übungsprogramm, das es mit Ihrer Unterstützung zu Hause durchführt. Das Programm erfordert eine tägliche Übungszeit von ca. 5-10 Minuten über etwa 1-1,5 Jahre. Dabei werden die Veränderungen alle 6-8 Wochen überprüft und die Übungen entsprechend angepasst. Regelmäßigkeit, Wiederholungen und Ausdauer sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Die Entwicklungsförderung beschäftigt sich sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen. Denn leider rücken sich diese unreifen Reflex- und Bewegungsmuster im Laufe des Erwachsenenwerdens nicht zurecht. Aber auch hier darf und kann geübt werden, für Haltung, Gleichgewicht, Koordination und Augenmotorik.

Wir möchten Ihnen in unserer Praxis die Möglichkeit geben, die gute Ergänzung aus Osteopathie und neuromotorischer Entwicklungsförderung in einem Hause kennen zu lernen. Sprechen Sie uns gerne an.

Es lohnt sich, sich mit diesem Thema zu beschäftigen… weil es uns in Bewegung bringt!

Herzlichen Dank für Ihr Interesse,
Michaela Graß

Der Moro-Reflex

Um einen kleinen Einblick der Funktionen dieser Reflexe zu bekommen sollen nun zwei, für die neuromotorische Entwicklungsförderung sehr wichtige , Reflexe etwas genauer beschrieben werden.

Gerade mal mit fünf Wochen nach der Empfängnis beginnt der Embryo, auf äußere Reize zu reagieren. Dabei bewegt er sich sofort amöbenähnlich (zusammenziehend), um sich diesem Reiz zu entziehen (Furcht-Lähmungsreaktion). Wenn dieser Rückzugsreflex langsam nachlässt, vermutlich in der neunten Schwangerschaftswoche, bildet sich der erste frühkindliche Reflex heraus, der Moro-Reflex.

Der Moro-Reflex umfasst eine Reihe von schnellen Bewegungen als Reaktion auf plötzliche Reize. Zum ersten Mal wird der Embryo nun die Bewegung in eine andere Richtung erfahren. Über Adrenalin gesteuert wirkt er als Gegenspieler zu der vorher genannten Furcht-Lähmungsreaktion (cortisolgesteuert)und wird den Embryo aus seiner Haltung heraus in die Streckung bringen. Die gesamte Schwangerschaft hindurch wird sich dieser Reflex weiter entwickeln und dem Kind durch diese immer wiederkehrende Bewegung helfen, sich mehr und besser zu bewegen, das erste Gleichgewicht zu trainieren und Informationen über den Körper und die Haut wahrzunehmen. Nach der Geburt wird er dem Kind seinen ersten Atemzug ermöglichen und ab sofort als Schutzreflex das Neugeborene für die nächsten 2-4 Lebensmonate begleiten. Wann immer das Kind einem Reiz ausgesetzt sein wird, Lichtveränderung, laute Geräusche, Druck, Schmerz oder ungewöhnliche Lageveränderungen, werden entsprechende Hormone dafür sorgen, dass das Kind heftig einatmet, die Arme sich ausbreiten und das Kind zu schreien beginnt. Instinktiv werden Mutter oder Vater darauf reagieren und versuchen, es aus seiner Lage zu befreien und zu beruhigen.

Was jetzt als Säugling noch schützt, kann, wenn dieser Reflex nicht zum entsprechenden Zeitpunkt gehemmt wurde und weiter fortbesteht, bei älteren Kindern zu deutlichen Auffälligkeiten im Verhalten führen. Denn sie stehen in ständiger Alarmbereitschaft. Dabei kann jede noch so kleine unerwartete Situation , Konflikte, Verletzungen, zu Überreaktionen führen, welche auf zwei Weisen bewältigt werden. Entweder wird aus ihnen ein ängstliches Kind, was mit Rückzug reagiert, Schwierigkeiten hat, Kontakte zu knüpfen und Zuneigung nicht annehmen kann oder es reagiert mit Aggression, unfähig die Körpersprache des anderen zu verstehen und die Neigung zu haben, zum eigenen Schutz Situationen zu dominieren. Ob Rückzug oder Aggression…diese Überreaktionen werden Einfluss auf Emotionen, Bindung und Persönlichkeit des Kindes nehmen.

Zudem können diese Kinder schlecht unwichtige Reize von außen ignorieren, was auf Grund der hohen Alarmbereitschaft zu leichter Ablenkbarkeit und schlechter Konzentration führen kann.

Während andere fortbestehende Reflexe dazu neigen, sich auf spezifische Fertigkeiten auszuwirken, hat der Moro-Reflex Auswirkungen auf das gesamte emotionale Profil des Kindes.

Mögliche Symptome eines nicht gehemmten Moro-Reflexes noch einmal zusammengefasst

  • Gleichgewichtsprobleme, Reiseübelkeit
  • Furchtsamkeit, Lichtempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit
  • Allergien, Unverträglichkeiten und Immunschwäche, da Cortisol und Adrenalin dem Immunsystem nicht adäquat zur Verfügung stehen können
  • Abneigung gegen spontane Veränderungen im Alltag
  • ständige Neigung zu Angst, Aggression oder überschießenden Reaktionen
  • das Bedürfnis, Situationen zu kontrollieren oder zu manipulieren
  • Phasen von Hyperaktivität gefolgt von übermäßiger Ermüdung

Asymetrisch-Tonischer-Nackenreflex

Ein ganz anderes Bild weist hingegen ein fortbestehender Asymetrisch-Tonischer-Nackenreflex (ATNR) auf. Er führt, ca. ab der 18. Schwangerschaftswoche, die nächsten Bewegungen im Mutterleib in Form einer Fechterhaltung hinzu. Dabei streckt sich immer die gesamte Körperhälfte auf der Seite,   in die das Kind seinen Kopf dreht und schaut. In der embryonalen Entwicklung wichtig für den Aufbau von Muskelspannung und Gleichgewicht, ist er bei der Geburt ein wichtiger Assistent, der im Laufe der ersten Lebensmonate die Ausgangsposition für Rollbewegungen bieten wird. Außerdem trainiert er die erste Auge-Hand-Koordination, sowie die erste Scharfstellung der Augen auf Armeslänge.

Mit etwa 6 Monaten sollte er seine Aufgabe erfüllt haben und gehemmt werden, um weitere Bewegungsmuster zu ermöglichen, auch über die Körpermitte hinaus und für das symetrische Bewegen beider Hände gleichzeitig. Erst durch die Integration dieses Reflexes können sich Kopfstellreflexe richtig entwickeln, die für das Kriechen und Krabbeln elementar sind und gute Augenfunktionen hervorrufen. Das Kind wird dadurch die Möglichkeit bekommen, sein Gefühl von Raum, Tiefe und Balance, Sehen, Fühlen und Bewegen zu synchronisieren.

Ein fortbestehender ATNR wird zu Schwierigkeiten führen, die Mittellinie des Körpers zu überkreuzen, so dass dem Kind der Übergang vom einfachen Greifen eines Gegenstandes zur Handhabung mit beiden Händen nicht gelingt. Auch ist es möglich, dass sich keine Präferenz für eine dominante Hand, ein Bein oder ein Ohr etabliert, was Momente des Zögerns in den Bewegungen des Kindes hinterlassen kann, wie zum Beispiel sonst automatisierte Bewegungen wie Schreiben, Fangen, ect.

Auch die Bewegung der Augen kann betroffen sein, was ein flüssiges Lesen verhindert. Erst in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres beginnt das Kind eine gute Weitsicht zu entwickeln. Ein beibehaltener ATNR kann die Entfernung für müheloses scharfes Sehen auf Armeslänge begrenzen, was auch  wiederum Auswirkungen auf das Lesen, Schreiben und Abschreiben von der Tafel haben kann.

In der Schule zeigt sich die Schrift als häufiger Hinweis eines noch vorhandenen ATNR. Jedes Mal, wenn das Kind den Kopf wendet, um auf die Heftseite zu schauen, auf der es gerade schreibt, wird der Arm eine Tendenz haben, sich zu strecken und die Hand, sich zu öffnen. Für die Kinder bedeutet das, als kämpfen sie permanent gegen eine unsichtbare Kraft. Auch wenn sie es mit der Zeit schaffen werden, dies zu kompensieren. Schreiben wird immer eine hohe Konzentration erfordern und für die Hand weiterhin anstrengend bleiben. Evtl. dreht das Kind auch das Heft bis zu neunzig Grad bei dem Versuch, sich mit den Auswirkungen des Reflexes quasi einzurichten.

Mögliche Symptome eines noch vorhandenen ATNR noch einmal zusammengefasst

  • Gleichgewichtsprobleme
  • Einseitige Bewegungen anstelle von Kreuzmusterbewegungen z.Bsp. beim Gehen oder Krabbeln (Kind hat evtl. das Krabbeln „übersprungen“)
  • Schwierigkeiten beim Überkreuzen der Mittellinie, auch visuell
  • schlechte Fertigkeit, einen sich bewegenden Gegenstand mit dem Blick zu verfolgen, vor allem über die Körpermittellinie hinweg
  • wechselnde Lateralität
  • schlechte Handschrift, viel Druck, Schreiben wird als anstrengend bezeichnet, evtl. verlieren der Zeile

Weitere Symptomatiken, die auch in Zusammenhang mit anderen frühkindlichen Reflexen stehen können:

  • geringes manuelles Geschick/Feinmotorik/Pinzettengriff/Stifthaltung auffällig
  • Sprachschwierigkeiten, Zunge kann sich sehr weit vorne im Mund befinden
  • Handflächen und Fußsohlen überempfindlich auf taktile Reize
  • Schwierigkeiten bei der visuellen Wahrnehmung/Augenfolgebewegungen/Abschreiben von der Tafel
  • mangelnde Konzentration/Aufmerksamkeit
  • mangelnde Fähigkeit stillzusitzen, zappeln, ständige Veränderung der Sitzposition
  • schwaches Kurzzeitgedächtnis
  • Bettnässen
  • Abweichungen vom normalen Gangbild, z.Bsp. Zehenspitzengang, roboterähnliche Bewegungen
  • schlechte Haltung/Zusammensacken
  • schlechtes Zeitgefühl, Orientierung, räumliche Wahrnehmung, Organisationsfähigkeit
  • Kind ist sehr ungeschickt, kleckert viel, stößt überall gegen,…
  • Abneigung gegen sportliche Aktivitäten
  • Reiseübelkeit
  • Schwierigkeiten, das Schwimmen zu lernen

INPP-Fragebogen als PDF

Bericht einer INPP-geschulten Mutter

Lesen Sie bitte hier den überaus anschaulichen Bericht einer INPP-geschulten Mutter über ihren Sohn, der Ihnen mögliche Zusammenhänge zwischen beobachtbaren Verhaltensauffälligkeiten und bestimmten Restreaktionen frühkindlicher Reflexe nahe bringt:

Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihr Kind dieses oder jenes nicht kann? Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass irgendetwas an Ihrem Kind nicht stimmt, aber Sie wissen nicht so genau was es ist. Sie rennen von Arzt zu Arzt, von Therapie zu Therapie. Ja schon… es hat sich vielleicht ein bisschen ´was geändert. Das Kind wird ja auch älter und entwickelt sich weiter. Aber so richtig geholfen hat das alles nicht. So im Vergleich mit anderen Kindern und dem, was andere Mütter von ihren Kindern erzählen, hat ihr Kind, eigentlich ein süßer Junge,  irgendwie immer etwas hinterher gehinkt oder konnte dies oder das nicht so gut wie andere. Dabei ist er überhaupt nicht dumm! Er ist ein intelligentes, kleines Geschöpf. Aber…naja, er kann eben nicht so gut still sitzen (Spinaler Galant-Reflex? Unterinformiertes Gleichgewicht? TLR?) und stört die anderen Kinder ständig im Unterricht, weil er sich andauernd zu ihnen umdreht und mit ihnen redet (Moro-Reflex?). Dafür wird er fast jeden Tag von den Lehrern ausgeschimpft. Immer wieder sind die Lehrer seinetwegen genervt und ermahnen ihn, endlich mit dem Kippeln aufzuhören und besser aufzupassen. Die Klassenkameraden wollen nicht mehr in seiner Nähe sitzen und sind mittlerweile auch schon genervt von seinem „Gesappel und Gezappel“. Hält er den Po, die Füße und den Stuhl mal still, spielen die Finger in einem fort mit Stift, Radiergummi oder Federtasche herum. Und wie er schreibt… immer wieder muss man ihm sagen, dass man überhaupt nicht lesen kann, was er da eigentlich schreibt und dass er die Buchstaben endlich mal rund und schön malen soll, richtige Bögen eben. Aber nein, er malt sie weiter eckig, nicht auf den Linien, sondern irgendwo, mal zu tief, mal zu hoch und ohne Zeilen wird er dann immer kleiner und auf dem Papier schief (ATNR?). Ach, und wenn er  schreibt, kommt immer die Zunge ´raus und schreibt mit  (Babkin-Reaktion?).

Und wie er da sitzt, wenn er Hausaufgaben machen muss! Am liebsten das Heft auf dem Schoß, den Rücken angelehnt, so richtig hingefleezt also, und die Füße auf dem Stuhl abgelegt, der gegenüber steht. Egal ob da gerade jemand drauf sitzt oder nicht (STNR?).“So kannst du doch nicht schreiben“, schimpfen Sie natürlich. Da steht er doch auf und legt sich bäuchlings auf den Teppich und macht dort weiter (STNR?).

Schon mehrfach wurden Sie vielleicht in diesem Schuljahr zum Elterngespräch gebeten. Dabei haben Sie Ihrem Kind ja schon so oft gesagt, dass es still sitzen, die anderen Kinder nicht stören und aufpassen soll. Mal liebevoll, mal streng, mal wütend. Alles hat nicht geholfen. Es macht einfach weiter damit. Zur Strafe muss es jetzt jeden Tag selber bei einem Mitschüler anrufen, um nach den Hausaufgaben fragen. Vielleicht passt es ja dann mal auf!?

Der Junge ist ja auch immer so abwesend! Neulich blickte er auf den laufenden Fernseher, wo gerade die Tagesschau lief, und fragte, wie das Fußballspiel gerade stehe. (Sein Vater hat ihn dann natürlich gleich ´runtergeputzt. ( Allgemeine Erschöpfung? FPR?). Oje, was soll man bloß mit ihm machen. Und faul ist er auch noch obendrein. Er will immer keine Hausaufgaben machen und zum Schwimmkurs will er auch nicht. Er strengt sich einfach nicht genug an. Obwohl der Schwimmlehrer ihm immer wieder sagt, dass er auf dem Wasser quasi liegen soll, versucht dieses  Kind immer im Wasser zu gehen (STNR?).  Und überhaupt: Alle Sportarten, die Sie ihm als sinnvolle und förderliche Freizeitbeschäftigung anbieten, will es nicht! (FPR? Moro? TLR?). Beim Tennis haut das Kind mehr daneben als es trifft (Moro? ATNR? STNR? TLR?) und andere Ball-Sportarten machen ihm keinen Spaß. Eine Zeitlang konnte es nirgendwo mehr hinbewegt werden. Vor kurzem haben Sie es vielleicht dann beim Fußball angemeldet. Mama sollte unbedingt dabei bleiben, obwohl es schon fast zehn Jahre alt war (FPR? Moro? TLR?)

Und Schwimmen? Muss er natürlich weiter machen. Er muss ja wenigstens sein Seepferdchen-Abzeichen haben. Die anderen haben das alle schon längst und machen zum Teil schon „Silber „ oder „Gold“. Der  soll mal nicht so faul sein. Und lachen könnte er auch gerne mal. Er ist ja immer nur schlecht drauf und will alles nicht. Wenn er sich mit  „Freunden“ trifft, gibt es meistens Streit, weil er immer der Bestimmer sein will (Moro?). Manchmal tritt oder boxt er den Freund sogar und brüllt herum, so, wie Sie das von zu Hause auch kennen: Plötzlich, ohne jede Vorwarnung tobt er los, haut mit Fäusten auf Sie ein oder wirft mit einem Gegenstand auf Sie (Moro?). Dabei sollte er nur ´mal eben seinen klebrigen Mund waschen gehen. Na gut, er war gerade beim Kartenspielen mit seiner Schwester.

Vielleicht halten Sie sich schon längst für  totale Versager in der Erziehung ihres Sprösslings (?). Wie gut, dass Sie zu Hause keiner sieht: Das Kind „sitzt“  hingefleezt am Tisch oder will andauernd seine ausgestreckten Beine auf einem anderen Stuhl ablegen (STNR?) oder es steht während des Essens einfach auf und legt ein Knie auf seinem Stuhl ab (Kiss?). Es scheint ihm auch viel zu bequem, um mit Messer und Gabel zu essen, so wie andere Leute auch. Am liebsten nimmt er immer noch die Finger. Sein ganzer Platz samt Fußboden ist immer vollgekleckert. Das ist wahnsinnig peinlich, wenn Besuch da ist. Auch die eigenen Geschwister beschweren sich bei jeder Mahlzeit über das „Kleckerschwein“. Ja, und die liebe Mutter darf freundlicher Weise jeden Tag wieder drei T-Shirts extra waschen, statt Lätzchen sozusagen!

Quellen:

- Bilder und Text aus Sally Goddard, Greifen und Begreifen, 2013, VAK Verlag
- www.inpp.de
- Fortbildungsunterlagen/Hausarbeiten Rosemarie Plag, Werkstatt Nord GbR
- Hausarbeiten Michaela Graß